Fußball ist die beliebteste Sportart im Wettangebot von Pinnacle. Der überwiegende Teil des Gesamtvolumens fällt dabei auf Dreiweg-, Handicap- und Über/Unter-Märkte. Viele Wettende erhoffen sich vor allem bei Premier-League-Siegwetten mögliche Gewinne. In diesem Artikel untersuchen wir, wie Sie mithilfe von Daten fundiertere Vorhersagen in diesen langfristigen Märkten treffen können.
Premier-League-Siegwetten: Ein anderer Ansatz
Anders als bei Dreiweg-, Handicap- und Über/Unter-Märkten, die innerhalb von 90 Minuten oder weniger abgerechnet werden, entscheiden sich Premier-League-Siegwetten erst nach über neun Monate und 380 Einzelspielen. Das Auf und Ab innerhalb eines 90-Minute-Matches fühlt sich vielleicht extremer an, aber eine Saison oder ein Wettbewerb bietet genauso viel Spannung.
Einige Wettende werden vom Siegwettenmarkt wegen der Opportunitätskosten abraten (es ist eine bequeme Möglichkeit, Guthaben zu binden, das auch über die gesamte Saison eingesetzt werden könnte). Es sollte jedoch auch daran erinnert werden, dass es nur dann wirklich sinnvoll ist, Ihr Guthaben zu investieren, wenn Sie tatsächlich Profit erwarten können.
Wenn Sie einen echten Wettvorteil haben, auf den Sie Woche für Woche wetten können, dann wird es vorteilhafter sein, die langfristigen Märkte zu meiden und stattdessen alles aus Ihrem Wettvorteil herauszuholen. Wenn es Ihnen dagegen gelingt, in Siegwettenmärkten (und nicht in einzelnen Spielen) lukrative Vorteile zu finden, dann sollten Sie Ihr Guthaben eher auf diese Art von Wetten setzen.
Einer der Vorteile, wenn Sie länger auf die Auswertung Ihrer Wette warten müssen, ist die höhere Wahrscheinlichkeit für das Absichern von Wettchancen (Hedging). Im Verlauf einer Premier-League-Saison kann viel passieren. Märkte werden häufig mit neuen Quoten wiedereröffnet. Dadurch haben Wettende die Chance, andere Ergebnisse abzudecken, um einen Gewinn sicherzustellen. Da diese Wettchancen auch in einzelnen Spielen auftauchen können, kann sich das richtige Timing der Absicherung schwierig gestalten.
Wie Sie xG für Premier-League-Siegwetten nutzen
Die beliebtesten Siegwettenmärkte der Premier League sind Titelgewinner, Absteiger, Torschützenkönig und die in der Saison erreichte Gesamtpunktzahl einer Mannschaft. Wenn sich Wettende eingehender mit diesen Märkten befassen und dabei Leistungsmetriken wie erwartete Tore (xG) verwenden, ist die Wahrscheinlichkeit einer einträglichen Rendite höher als mit alternativen Metriken wie Tore, Schüsse und Form, um nur einige zu nennen.
Angenommen, dass Siegwetten auf die Premier-League-Saison 2019/20 platziert werden, noch bevor der Ball in der neuen Spielzeit rollt. Dann stehen Wettenden nur echte Daten aus vorherigen Spielzeiten zur Verfügung (ausgenommen einige Freundschaftsspiele vor Saisonbeginn, die nicht mit der stärksten Aufstellung ausgetragen werden und meist Trainingscharakter haben).
Die einfachste Informationsquelle für Prognosen zur Premier-League-Tabelle (wer wird Erster, wer Letzter oder wie viele Punkte wird eine Mannschaft holen) oder zum Torschützenkönig ist die Abschlusstabelle bzw. die Torschützenliste der vorherigen Saison. Doch auch im Verlauf einer Saison mit 38 Spielen können diese Daten stark vom Zufall beeinflusst sein.
Das Modell der erwarteten Tore gibt einen viel deutlicheren Hinweis auf die zugrunde liegende Leistung als die Punktzahl am Saisonende oder die Anzahl der erzielten Tore jeder Mannschaft. Daher können Wettende durch einen Vergleich der xG-Werte der letzte Saison mit aktuellen Werten besser einschätzen, wer die Erwartungen übertrifft oder hinter den Erwartungen bleibt, und welche Mannschaft am ehesten auf das bisherige Niveau zurückkehrt.
Mithilfe des Modells der erwarteten Tore kann auch gemessen werden, wie sich Neuaufsteiger in der kommenden Saison schlagen werden. Der Vergleich der erwarteten Ergebnisse eines Neuaufsteigers in den unteren Ligen mit denen anderer Neuaufsteiger der vorherigen Spielzeiten ist eine viel wirksamere Analyse als die bloße Vermutung, dass Aufsteiger Probleme bekommen werden.
Der Fakt, dass die Wolves die Premier League 2018/19 als 7. beendet haben, mag für einige überraschend gewesen sein. Doch wenn man berücksichtigt, dass die Mannschaft in der Vorsaison einen xG-Rekordwert erzielt hat, konnte ein Platz in der oberen Tabellenhälfte erwartet werden.
Was kann uns xG über die Premier-League-Saison 2019/20 sagen?
Der xG-Wert kann auf einzelne Spiele angewendet werden, um zu zeigen, welche Mannschaft den Sieg verdient (auf Basis der zugrunde liegenden Zahlen) und wie sich die Punkte aus diesem Spiel verteilen würden. Wir können dann die Werte für erwartete Tore verwenden, um erwartete Punkte zu berechnen, mit denen sich wiederum eine Ligatabelle erstellen lässt.
Unten sehen Sie die Premier-League-Tabelle 2018/19 anhand der erwarteten Punkte von Infogol im Vergleich zur tatsächlichen Premier-League-Tabelle.

Es ist deutlich zu sehen, dass in der Abschlusstabelle Manchester City und Liverpool nur ein Punkt trennt, während in der Prognose der Abstand etwas größer erwartet wurde.
Am anderen Ende der Tabelle hatten Newcastle und West Ham vielleicht etwas Glück, was ihre Position in der Abschlusstabelle angeht. Jeder, der erwartet, dass West Ham nächste Saison mehr als 46,5 Punkte (Quoten von 1,50*) erreichen wird, sollte auch deren gleitenden 10-Spiele-xG-Durchschnitt aus der letzten Saison beachten.

Dieser zeigt, dass bei West Ham nicht nur die Angriffsleistung deutlich nachgelassen hat, sondern gegen Ende der Saison auch defensiv Probleme auftraten (was mit Blick auf die neue Saison keine gute Voraussetzung ist). Geht man jedoch davon aus, dass die Probleme gerade in den letzten 10 Spielen extrem waren, muss berücksichtigt werden, dass Manuel Pellegrinis Team zu diesem Zeitpunkt bereits den Ligaverbleib sicher und damit ihr Saisonziel erreicht hatte.
Zu den Mannschaften in der Liste, die entgegen den erwarteten Werten die Saison mit einer niedrigeren Punktzahl abgeschlossen haben, gehören Southampton und Bournemouth. Auch Cardiff hatte etwas Pech und musste absteigen.
Bei den Torschützen war es trotz des Gleichstands zwischen Mohammed Salah, Sadio Mané und Pierre-Ermerick Aubameyang der Stürmer von Arsenal, der klarer Sieger im xG-Ranking war. Betrachtet man Aubameyangs gleichmäßige xG-Ergebnisse über die letzten vier Spielzeiten in Premier League und Bundesliga, scheint er auch für die Premier League 2019/20 wieder erster Anwärter auf den Goldenen Schuh zu sein.
Vorhersagen mithilfe von Modellen optimieren
Wenn wir für die Analyse nur die xG-Daten der letzten Saison verwenden, erhalten wir nur dann eine echte Vorhersage für 2019/20, wenn es eine exakte Wiederholung der letzten Saison gäbe und alle Faktoren von Glück und Pech außer Acht gelassen werden. Dies wäre sicher fair, ist aber sehr unrealistisch. Wenn wir die Premier-League-Tabelle der nächsten Saison mit einem Wahrscheinlichkeitsansatz vorhersagen möchten, brauchen wir ein Modell.
Eine einfache Poisson-Verteilung eignet sich hervorragend, um mithilfe von Eingabewerten den Ausgang eines einzelnen Spiels vorherzusagen, sei es das Ergebnis oder sogar der genaue Endstand. Da die Prognose von 20 Ligapositionen über eine Saison mit 380 Spielen sehr komplex ist, können wir aber auf Basis dieser Methode und mithilfe von Monte-Carlo-Simulationen Wahrscheinlichkeitsverteilungen dafür berechnen, wie die Ligatabelle Ende Mai 2020 möglicherweise aussehen könnte.
Die Daten zu den erwarteten Toren der letzten Saison können verwendet werden, um das Stärkeverhältnis jeder Mannschaft zu ermitteln. Wie bereits oben im Artikel erklärt, können wir dann diese Werte verwenden, um die Wahrscheinlichkeit des Ausgangs für jedes der 380 Spiele der nächsten Saison zu berechnen. Mithilfe von Excel kann dieses Verfahren 10.000 Mal wiederholt werden, um so eine durchschnittliche erwartete Punktzahl für jede Mannschaft zu berechnen, sodass wir eine prognostizierte Abschlusstabelle für die Premier League erhalten.
Prognostizierte Premier-League-Tabelle
Platz
|
Team
|
1
|
Manchester City
|
2
|
Liverpool
|
3
|
Chelsea
|
4
|
Manchester United
|
5
|
Tottenham
|
6
|
Arsenal
|
7
|
Wolves
|
8
|
Leicester
|
9
|
Everton
|
10
|
Bournemouth
|
11
|
Crystal Palace
|
12
|
West Ham
|
13
|
Watford
|
14
|
Southampton
|
15
|
Burnley
|
16
|
Newcastle
|
17
|
Norwich
|
18
|
Brighton
|
19
|
Sheffield United
|
20
|
Aston Villa
|
Hinweis: Für diesen Artikel habe ich für die Aufsteiger aus der zweiten Liga die Daten der Absteiger verwendet. Um eine genauere Vorhersage zu treffen, sollten diese Daten auf Basis der Leistung der Neuaufsteiger im Vergleich zu deren vorherigen Spielzeiten gewichtet werden.
Es sollte unbedingt beachtet werden, dass diese Simulation auf Daten des letzten Jahres beruht und weder aktuelle Transfers noch Trainerwechsel berücksichtigt. Eine Mannschaft, auf die dies besonders zutrifft, ist das drittplatzierte Chelsea, das einer Transfersperre unterliegt und einen neuen, unerfahrenen Trainer engagiert hat.
Wenn es auch sehr unwahrscheinlich ist, dass die Abschlusstabelle der Premier-League-Saison 2019/20 wie die obige Tabelle aussehen wird, soll dieser Artikel Wettende ermutigen, sich mithilfe des Modells der erwarteten Tore an langfristigen Fußballprognosen zu versuchen.